Berichte von 05/2014

Montag, 26.05.2014

Im Westen gibt's Neues

Wie bereits angekündigt, müssen wir die nächsten Blogeinträge getrennt erstellen, da Philly in Halifax geblieben ist und Michi in den Westen nach Lake Louise, Alberta gereist ist, um dort ihre Stelle als Front Desk Agent im HI Hostel Lake Louise anzufangen.

Hier also das Neueste aus dem Westen: Seit ein paar Tagen befinde ich mich schon auf etwa 1500 Meter Höhe in Kanadas höchster Gemeinde inmitten der Rocky Mountains. Ohne Verschnaufpause durfte ich am Mittwoch auch sofort mit meinem Training beginnen. Morgen habe ich dann meine erste Schicht alleine.

Und so sieht es bei mir aus:

  Blick auf Mt. Fairview  

 

Montag, 26.05.2014

Im Osten nix neues - Halli Hallo aus Hali

Halli Hallo Hallöle oder besser Halli Hallo Hali,

 

Phili ist nun allein in Halifax (kurz: Hali), zum Glück nicht Phili allein in New York. Leider gibt es aus Halifax nix neues zu berichten. Das Nachfassen zum potentiellen Job ergab nur, dass das Bewerbungsverfahren noch läuft. Also heißt es abwarten und Tee trinken. Das ist insofern ungünstig, dass ich eigentlich am Dienstag die Dienstags-Spezialpreise der kanadischen Bahn buchen wollte für meine Mega-Zugfahrt in den Wilden Westen. Zum Glück gibt es jene diese Woche zufällig auch noch am Mittwoch - aber ob sich bis dahin etwas entschieden hat?

Ansonsten gibt es nicht viel spannendes zu berichten. Das Wetter lässt sehr zu wünschen übrig. Gestern regnete es den ganzen Tag und ich war der einzige in Halifax mit Regenschirm. Auch am heutigen Dienstag war es nur bedeckt und mit 13 Grad eher kalt. Erst ab morgen soll das Wetter wieder besser werden. 

Nach 1 Nacht im Luxus-Flughafenhotel und 3 Nächten im Universitätswohnheim mit Stadionblick und Rundumverpflegung übernachte ich nun die ganze Woche wieder in unserer alten Unterkunft bei Riina und Darcey. Aber auch dort wurde ich bisher bestens verpflegt. Am Sonntag gab es Movienight mit 2 Popkornsorten (Cheddar-Käse und Butter), am Montag marokkanisches Essen und frz. Wein (gekocht von der französisch-marokkanischen Couchsurferin) und am heutigen Dienstag leckere Cheddar-Käse-Würstchen mit Kartoffelbrei und Salat (gekocht von Riina), dazu von mir gekauftes Maibockbier (Holsten!) und Schokoladenerdbeeren. Zudem habe ich ganz besonderen königlichen Apfelsaft getrunken. Den einzigen Apfelsaft, den Prinz Charles bei seinem Besuch auf dem Farmers Market vor einigen Tagen gekostet hat! Wenn dat nix is!? Und zum Frühstück habe ich mir Spiegelei und Rührei gemacht, auch ohne Michi.

Als besonderes Highlight hatte ich fast jeden Tag ein anderes Kreuzfahrtschiff direkt vor der Nase. Morgens beim Blick aus dem Fenster durfte man also immer gespannt sein, welches Kreuzfahrtschiff denn am Pier 22 liegt. Heute hatte ich zur Abwechslung mal kein Schiff, sondern einen singenden Vogel vorm Fenster sitzen, der mich mit seinem Getzwischer aber genauso aufgeweckt hat wie die Schiffe mit ihrem Horn. Für Donnerstag ist das nächste Kreuzfahrtschiff angekündigt. Einigen in Downtown verlorenen Kreuzfahrttouristen habe ich auch schon geholfen und den Weg zum Kreuzfahrtterminal erklärt. 

 

Hybrides Reisen: zunächst mit Michi von Dienstag zu Mittwoch noch im Luxus-Airporthotel mit Designersessel, dann im Studentenwohnheim mit Gemeinschaftsbad

 

 

Diese Woche war auch wieder tierisch was los: viele Eichhörnchen und Vögel:

 

 

aber das besondere Highlight waren natürlich die vielen Schiffe:

 

Die Marina beim Wendemanöver um Georges Island 

 

Sonntag, 18.05.2014

Roadtrip part 4: Campertour auf Cape Breton Island

Am Mittwoch sollten wir mittags am Bahnhof bzw. genauer am Westin Hotel von der Camperfirma Canadream abgeholt werden, allerdings war irgendwie zunächst niemand da. Als wir dann dort anriefen, stellte sich heraus, dass uns ein ganz normales Taxi abholte. Nach einer langen Einweisung und zahlreichem Papierkram sollte unsere erste Campingtour, also unser Canadream, dann losgehen. Allerdings bekamen wir leider nicht den gewünschten kleinen Van Camper sondern ein upgrade auf ein Ford-Wohnmobil, das wie man auf dem Foto sieht, nicht gerade klein ist. Insofern waren wir nicht gerade begeistert von dem upgrade, was die Mitarbeiter von Canadream gar nicht verstehen konnten.

Nach anfänglichen Orientierungsschwierigkeiten im städtischen Verkehr von Dartmouth kamen wir dann schnell auf unbefahrene Straßen (wir wählten zunächst die Eastern Shore, die mit „the road less travelled“ wirbt), wo es auch richtig Spaß machte. Unterwegs liefen uns zahlreiche Tiere vors Wohnmobil, u.a. Hasen, Fasane, Stachelschweine, Streifenhörnchen und Blesshühner. Aber nicht nur Tiere kreuzten unseren Weg, sondern auch komischer Anhalter, die wir besser nicht mitnahmen. Wir durchquerten Orte wie Manchester, Pirate Habour und Inverness. Aber auch Hindernisse wie plötzliche Schotterpisten zwischendurch, Straßenende mit Fährüberfahrt und zu tiefe Brücken (eine Brücke war leider 10 cm tiefer als unser Wohnmobil) konnten wir meisterlich überwinden bzw. clever umfahren.

Die Campingplätze haben uns alle freundlich aufgenommen und waren alle sauber und ordentlich. Wir hatten jeden Tag einen anderen Campingplatz, u.a. an Seen, an Flüssen und am Meer. Gestern auf dem Cabot Trail hatten wir sogar an einem Tag die Kombination Berge-Seen-Meer – einfach traumhaft.

Auch die Technik hier im Wohnmobil haben wir langsam aber sicher im Griff. Zweimal ging beim Kochen der Feuermelder an, nachts versehentlich die Dachklimaanlage und anfänglich war es auch nicht einfach Strom, Gas und Co. zu handeln. Am heutigen Sonntag haben wir aber sogar das erste Mal erfolgreich unseren Grauwasser- und Schwarzwassertank geleert – zugegeben haben uns einige freundliche Kanadier dabei geholfen. Wir haben übrigens eine richtig dicke dreisprachige (en/frz/dt) Anleitung für das Wohnmobil. Allerdings ist diese auch nicht immer sehr hilfreich und genau, u.a. steht dort bei Stromausfall: „Finden Sie Ihren Sicherungskasten“. Letztendlich haben wir ihn nachts bei Stromausfall zufällig gefunden, weil die Klappe aufging, allerdings lag es doch am Campingplatz. Unsere nächtliche Suchaktion mit Taschenlampen war also unnötig.

Nachdem anfangs nur Phil das Wohnmobil fuhr und sich dabei wie ein Bus- oder Truckfahrer vorkam, fährt inzwischen auch Michi das Wohnmobil wie ein sog. RV-Profi. Bisher hatten wir bestes Camper-Wetter (bis zu 25 Grad, sogar schon den ersten Sonnenbrand haben wir uns eingefangen), obwohl es nachts schon noch relativ kalt war. Ab heute soll es allerdings regnen.

Nachdem wir in Kanada nun schon auf den Spuren von britischer, schottischer, irischer und baskischer Kultur waren, sind wir hier in Cape Breton Island auf den Spuren gälischer und indianischer (sog. Mic Mac) Kultur unterwegs. Cape Breton ist das „Masterpiece of Nova Scotia” und wirbt mit: „Your heart will never leave“. Und so bleibt auch unser Herz wohl hier, auch wenn unsere Campertour am Dienstag schon wieder zu Ende ist.

Nicht wundern: die nächsten Blogeinträge werden voraussichtlich getrennt folgen, da wir uns aus beruflichen Gründen ab Mittwoch an unterschiedlichen Orten in Kanada befinden werden …

 

Michi zeigt in Marble Mountain wie lang das Wohnmobil ist

Dienstag, 13.05.2014

Roadtrip part 3 in Nova Scotia: die perfekte Welle, Stachelschweine, New Germany und Lunenburg

Nachdem wir am Samstag abend mit dem Zug in Halifax mit leichter Verspätung angekommen sind, haben wir durch Rennen noch unseren Bus und Anschlussbus zum Flughafen bekommen. Dort haben wir mal wieder kein Flugzeug, sondern einen Mietwagen genommen. Abends sind wir dann noch über die schlechten Straßen von Nova Scotia nach Maitland gefahren und haben unterwegs so manche tote und lebendige Tiere gesehen, u.a. schlich vor uns ein Stachelschwein gemütlich über die Straße. Nachts standen wir dann vor offener Tür am Foley House Inn, aber niemand war da. Also riefen wir dort an und nach einigem Klingeln meldete sich die Stimme einer älteren Dame. Sie sagte, sie hätte zwei Betten frei. Allerdings hatten wir diese Unterkunft eigentlich eh schon über Booking.com verbindlich gebucht. Die Email dazu sah die ältere Dame aber erst am nächsten Morgen. Das ist jetzt nach St. Pierre schon das 2. Mal, dass Buchungen über booking.com wohl doch nicht so verbindlich sind. Zumindest nahm es auch dieses Mal ein gutes Ende und wir wurden freundlich aufgenommen. Wie übrigens auch schon die Nacht zuvor in Campellton/New Brunswick, wo wir zunächst vor einem Geisterhaus mit tagelang nicht geleerten Briefkasten standen. Aber der Akadier nahm uns dann auch noch wahr und nahm uns freundlich in sein museumsartiges B&B auf, bei dem das Frühstück mit Crepes übrigens sehr lecker war.

So viel zu den letzten beiden Übernachtungen. Am Sonntag früh haben wir uns dann vor dem Frühstück mit „sunny side up“ (zu deutsch: Spiegelei) zur Bay auf Fundy zu Fuß aufgemacht, um die perfekte Welle zu beobachten. Die Bay of Fundy ist das Naturwunder Kanadas, denn hier ist die größte Gezeitenwelle der Welt zu finden. Leider waren wir wohl zu spät oder haben sie einfach nicht gesehen.

Nach dem Frühstück haben wir dann eine Tour entlang der Bay of Fundy gemacht und die Studentenstadt Wolfville besichtigt, in die wir eigentlich schon vor einigen Wochen mal fahren wollten. Zufällig war dort Graduation Day und so sahen wir viele Studenten in Ihrer schönen Absolventenrobe. Auf dem Weg ins schöne Lunenburg sind wir dann noch durch Windsor, New Germany und an New Canada vorbei gefahren. Die architektonisch eindrucksvolle Stadt Lunenburg, in die wir auch schon lange wollten aber ohne Auto nicht hinkamen, wurde von Briten und Deutschen besiedelt.

Am Sonntag Abend war unsere kleine Spritztour dann auch schon wieder vorbei. Quartier für die nächsten 3 Tage konnten wir wieder in unserer alten Unterkunft bei Riina und Darcey beziehen, die das Zimmer etwas umgeräumt hatten.

Am nächsten Tag sollte sich dann in den Jobinterviews zeigen, wie erfolgreich unser Nova Scotia Fam Trip wirklich war. Und zu unserer Überraschung liefen die Interviews ziemlich gut, zumal man sich vorher eine halbe Stunde mit Notizen auf die Interviewfragen vorbereiten konnte. Warten wir ab, was sich ergibt …

Am Dienstag haben wir ein tolles Camperangebot gebucht und werden also die nächste Woche mit einem kleinen Campervan die weiteren Teile von Nova Scotia erkunden, insbesondere Cape Breton Island. Dazu mehr im nächsten Blogeintrag …

Samstag, 10.05.2014

Planänderung: statt in den Westen geht´s nach Osten: morgens bei den Eiern, mittags bei den Chinesen, nachmittags bei den Bussen und abends bei den Neubraunschweigern

Mit 4 Tagen Verspätung sind wir nun heute früh doch endlich in Rimouski angekommen. Da wir kein Frühstück mehr an Bord bekamen, fragten wir den Taxifahrer nach einer netten Frühstückslocation. Dieser brachte uns dann zum Restaurant „Chez oeufs“ – was übersetzt „bei den Eiern“ heißt. Vor 8 Uhr gibt es hier ein gutes und billiges Frühstück. Und der Name ist Programm: hier gibt es nicht nur Eier zum Essen, sondern der ganze Laden ist voller Eier. Die maritime Hafenstadt Rimouski ist recht überschaubar und erlaufbar. Unsere Rucksäcke konnte wir netterweise in der modernen Tourist-Information abstellen, in der es übrigens Speisekarten der Restaurants, gratis Internet, ein Fernrohr, Telefon, Toiletten uvam. gibt. Da können sich so manche andere Tourist-Infos eine Scheibe abschneiden. Aber vielleicht werden wir ja hier noch zu Tourist-Info-Experten.

Mittags bekamen wir dann auf Grund des zeitigen Frühstücks schnell wieder Hunger. Da wir die Nase vom vielen Menü-Essen voll hatten, dachten wir uns essen wir mal Buffet. Und das hat sich wirklich gelohnt: so ein großes Buffet wie im Restaurant „Buffet chinois Rimouski“ haben wir noch nicht gesehen. Und für 12 CAD konnte man nicht genug meckern.

Nachmittags mussten wir dann Rimouski auch schon wieder verlassen, obwohl das Wetter sommerlich warm war und wir auch schon die ersten Cabrios hier gesehen haben. Unser Aufbruch mag völlig unplanmäßig und überraschend erscheinen, ist aber nicht zu ändern. Während unserer Nichterreichbarkeit an Bord der schönen Bella, die wir übrigens noch beim (wieder mal zu späten) Ablegen beobachten konnten, hatten sich für uns beide Job-Interviews ergeben. Dummerweise in Alberta und in Nova Scotia. Während das eine Alberta-Interview noch per Skype an Bord erfolgreich absolviert werden konnte, ist das andere am Montag persönlich in Halifax vor Ort wahrzunehmen. Also haben wir heute die Couchsurfing-Übernachtung in Rimouski absagen müssen und spontan Bustickets nach Campbellton (New Brunswick – Neubraunschweig) gekauft. Hier gibt es nur zweimal täglich Verbindungen, die demnächst auch noch ganz eingestellt werden sollen. Nachdem wir den Nachmittag mit Warten am Busbahnhof bei vielen Bussen verbracht haben, haben wir den Abend dann schließlich nach einer mehrstündigen Busfahrt in New Brunswick verbracht. Diese Provinz, übrigens die einzige offiziell zweisprachige Provinz, fehlte uns noch in unserer Provinzensammlung. Morgen werden wir dann den ganzen Tag in vollen Zügen genießen und den Zug nach Halifax nehmen, der zufällig morgen fährt (aber nur alle 3 Tage!). Den Sonntag werden wir dann voraussichtlich zur Erkundung in Nova Scotia und zur Vorbereitung auf die Interviews nutzen. Wir wünschen schon jetzt allen (natürlich besonders unseren) Müttern einen schönen Muttertag!

Schönes Wochenende – Have a nice weekend – Bon week-end! (diese Kombination aus Englisch und Französisch ist vermutlich auch im Chiac zu finden – einer Mischung aus Englisch und Französisch, wie sie in New Brunswick vorkommt)

 

Muttertagsgrüße in Supersize:

 

  

Donnerstag, 08.05.2014

Vom Eise befreit …

… sind Strom und Bäche und jetzt auch wieder unser Boot „Bella“, die schöne (und moderne –Baujahr 2013), und damit P und M! Strom ist in diesem Fall der St. Lorenz Strom.

 

Nachdem hier bis gestern noch Eiszeit war und wir vor Frust unsere Flasche Wein bereits am 2. Abend ausgetrunken hatten, ist unsere Kreuzfahrt nun schon seit gestern Mittag eis(wein)frei. Dadurch schüttelt es auch nicht mehr so, denn von dem Geschiebe und Gerüttel im Eis fällt man fast aus dem Bett. Mein lieber Scholli, das waren aber auch riesige Eisschollen im Golf von St. Lorenz. Das Boot hat sich dann letztendlich doch mit dem kleinen Eisbrecher befreien können, der große ist auch irgendwie nie bei uns angekommen (aber der Staat bezahlt die Eisbrecher nachts wohl auch nicht).

Eigentlich hatten wir durchgehend auch sehr gutes Wetter – bis auf das Eis. Es ist derzeit richtig sonnig und auch warm. Wir haben wohl das Borderline Subarctic Climate und die Tundra endgültig hinter uns gelassen. Und nicht nur mit dem Wetter hatten wir Glück, auch den Luxus der Kabine und der drei Mahlzeiten täglich duften wir weiterhin genießen – sogar kostenlos! Inzwischen ist aus dem Essen sogar immer ein Dinner for two mit 3 Kellnern geworden. Damit hat sich sozusagen der Preis der Kreuzfahrt amortisiert und wir haben zwei Übernachtungs- und Verpflegungstage an Land eingespart. Da hatte das Eis doch auch noch was Gutes.

 Inzwischen gibt das Boot auch richtig Gas, was leider zu Lasten der Liegezeiten geht. Obwohl die Kreuzfahrt insgesamt natürlich bestens entschleunigt, sind die Landgänge mehr Gehetze als Entspannung. In den Häfen haben wir oft nur sehr wenig Zeit  – gestern abend im Innu-Ort Natashquan nur 20 min. Da lohnt es sich kaum, den Fuß auf das Hafengebiet zu setzen. Allerdings ist es auch mal interessant beim Be- und Entladen zuzusehen. In Kegaska hätte uns das Boot fast vergessen, nachdem wir auf französisch vergeblich versucht hatten, bei einer Innu-Verkäuferin Postkarten zu kaufen, sie aber fragte wo wir denn herkommen würden (vielleicht kriegt hier ja nicht jeder Postkarten?!). Eigentlich sollte man 12h30 wieder an Bord sein, aber um 12h29 wurde die Brücke schon eingefahren. Wir haben dann aber gerufen und uns damit bemerkbar gemacht. In einigen Orten wäre das Zurückbleiben hier besonders schlimm gewesen, zumal es keine Anbindung an das Straßensystem gibt. Die einzige Verbindung ist hier das wöchentliche Boot, das quasi wie ein „Bus“ von den Einheimischen genutzt wird. Teilweise gibt es auch Helikopter- oder Flugzeuganbindungen. Heute früh um 4 waren wir in Havre-Saint-Pierre, der ersten stadtähnlichen Siedlung seit langem. Da wir dringend Bargeld brauchten, haben wir uns auf die Suche nach einer Bank gemacht, die es dann auch in Hafennähe gab. Am Strand haben wir dann auch noch einen Sonnenaufgangsspaziergang gemacht. Die Sonne geht hier sehr früh auf (ca. 4 Uhr) und sehr spät unter (ca. 20 Uhr) – da haben wir einfach mehr vom Tag. Vormittags haben wir dann heute schon den einzigen Hafen auf der Insel Anticosti, Port Menier, angelaufen. Hier war ein Einheimischer so nett, uns in den Ort mitzunehmen, so dass wir den ewig langen Kai nur zurück laufen mussten. Das Trampen oder Hitchhiking klappt hier in Kanada also sogar ohne Daumen heraus! Leider haben wir sein Französisch kaum verstanden, zumal in den kleineren Orten oft ein altes bzw. altmodisches Französisch bzw. arkadisches Französisch gesprochen wird. Auf Anticosti haben wir das erste Mal während unserer Kreuzfahrt Postkarten gefunden - demnächst könnte es also mal wieder Post in Deutschland geben. Obwohl wir nur in Port Menier waren, haben wir mit dem Boot die ganze Insel umfahren und damit alles „gesehen“. Leider haben wir irgendwie Pech mit den Tierbeobachtungen. Und das obwohl es auf der Insel Anticosti mehr Rehe als Einwohner gibt. Außer Möwen und tote Krabben haben wir nicht viel gesehen. Mit Glück hätte man Wale, Robben oder sogar Eisbären gesehen, die auf Eisbergen von Grönland herunterkommen. In Blanc-Sablon werden nächste Woche wohl Eisberge erwartet – wir waren also leider zu früh dort.

Jetzt wollen wir aber doch langsam mal den Osten Kanadas verlassen und westwärts reisen. In Rimouski werden wir unser komfortables Kreuzfahrtbett gegen eine Couch bei einem Couchsurfer tauschen. Planmäßig bzw. außerplanmäßig werden wir morgen früh wohl nun endlich den Zielhafen Rimousiki erreichen – mit insgesamt 4 Tagen Verspätung. Das schafft nicht mal die Deutsche Bahn. Je nach Zeit werden wir uns noch das ein oder andere im frankophonen Québec anschauen. Heute nachmittag genießen wir aber erstmal das sonnige Bombenwetter auf See, auch wenn es hier kein Sonnendeck gibt …

Dienstag, 06.05.2014

Wir sind gefangen ... im Eis

Nachdem wir am Sonntag um ca. 15.30 Uhr tatsächlich Blanc-Sablon verlassen konnten, befinden wir uns nun schon seit drei Tagen auf dem Boot. Planmäßig müssten wir schon morgen in Rimouski sein. Allerdings haben wir erst den vierten von insgesamt elf Häfen angelaufen. Vor sieben Stunden haben wir Harrington Harbour verlassen und haben seitdem etwa 3 km geschafft. Und das ist der Grund dafür:

 

  Blick zum Heck Blick nach Steuerbord

Eis von allen vier Seiten!

Die Reederei hat jetzt entschieden, auf besseres Wetter zu warten. Vermutlich wird dies erst irgendwann im Juni der Fall sein, also falls demnächst in Deutschland von einer dramatischen Hubschrauber-Rettungsaktion wie vor ein paar Monaten in der Antarktis zu hören ist, geht es vielleicht um unser Schiff...

Unser aktueller Standort - seit Stunden

 

Immerhin lässt es sich hier aushalten. Die Bella Desgagnes ist zwar kein Kreuzfahrtschiff, aber wir haben zumindest derzeit noch eine Kabine und drei Mahlzeiten täglich. Wir haben drei Kellner (fast) für uns alleine - eine Pax/Crew-Ratio von 1:1. Morgen früh ist allerdings das letzte bezahlte Frühstück. Im Moment wissen wir noch nicht, ob wir danach zu Selbstzahlern werden oder man uns wenigstens mit trocken Brot durchfüttern wird. Die Rezeption ist immer nur in den Häfen besetzt und da wir derzeit ja im Ozean liegen, haben wir auch keinen Ansprechpartner. Vielleicht sollten wir mal beim Kapitän vorbeischauen, dessen Tür steht zumindest offen...

Letzte Nacht ist das Schiff bis zum Sonnenaufgang um 3.50 Uhr im Hafen geblieben, die Nacht davor steckte den Offizieren wohl noch in den Knochen... Ist sicher nicht so einfach, im Dunkeln, nur beleuchtet durch zwei Scheinwerfer, durch eine kleine Fahrrinne zu fahren...

Suchscheinwerfer

Zumindest funktioniert das Internet, so dass wir euch weiter auf dem Laufenden halten können.

 

Diese Art Kreuzfahrt (eine Kombination aus Eis, Abenteuer und Slowcruising) ist auch für uns neu. Wir wollten ja schon immer mal eine Kreuzfahrt in der Antarktis machen, aber mittlerweile haben wir da wohl keinen Bedarf mehr...

Samstag, 03.05.2014

Labrador und Quebec: Sprach- und Kulturgemisch, Schotterpisten und Polarlichter

Bonjour und hi!

 

Ein kurzes Lebenszeichen via Smartphone aus der lebensfeindlichen Subarktis.

 

Wir haben es hier bei Amelie und Jerome sehr gut angetroffen. Zu Hause bei den beiden couchsurfern sprechen wir Französisch. Draussen meist englisch. Die Kassiererin im kleinen Supermarkt chez barneys wird auf Französisch gefragt und antwortet auf Englisch. Krankenhaus und Schule sind Französisch. Gottesdienst und Restaurant Englisch. Die Stoppschilder sind gemischt: entweder stop oder arret oder stop arret. That is wirklich bizarre ici!

 

Eichhörnchen und Polarlichter haben wir auch schon gesehen, während wir Eisbergen, Eisbären und Robben nur auf der Spur waren.

 

Seit 2 Tagen wir auf unser Postschiff. Ist wg. Eis verspätet. Nun soll es wohl Sonntag früh um 1h45 ankommen und um 5h00 abfahren. Bis Rimouski werden wir nicht erreichbar sein. Dann rechnen wir wieder mit internet und handyempfang und mehr zivilisation.schliesslich sind wir hier am Ende der Welt und waren uheute auch am Ende der einzigen richtigen Strasse,wo ein richtiges zielschild stand. fin de monde heisst also nicht nur das quebec-bier.

a bientot

update 04.05. 01h45:

wir gehen jetzt schlafen.allerdings nicht an bord.das schiff steckt im eis fest.am telefon der reederei läuft seit stunden nur noch ein band: das schiff kimmt morgen zu unbestimmter zeit.zum glueck haben unsere gastgeber uns noch eine nacht laenger auf.allerdings jommen wir bald in zeitnot zumal sich ein interview ergeben hat. gute nacht.bon nuit et a demain

 

update 04.05 11h46:

 

gerade haben wir beim Fruhstueck bei unseren Couchsurfing-hosts aus unserem Fenster das Schiff und den Eisbrecher gesehen. Es geht also doch noch los, nachdem wir gestern nacht erstmal unsere ganyen Sachen wieder ausgepackt haben. Immerhin ist es der haerteste Winter in Kanada seit 25 Jahren und das staerkste Eis seit 20 Jahren - da muss man fuer die Verspaetung wohl Verstaednis haben. Wie gut, dass wir keine Anschluesse gebucht haben. Unsere Couchsurferunterkunft in Remouski konnten wir verschieben.

Gestern waren wir auch noch in L`Anse Amour. Dieses Dorf, das frueher L`Anse Mort hiess, hat nur 8 Einwohner und 6 Haeuser. Allerdings war gestern wohl gerade eine Beerdigung als wir durch das Dorf fuhren. Yudem gibt es einen Ort, der L`Anse Diable heisst.

Jetzt werden wir wohl 3 Tage auf See bzw. auf dem Fluss (St. Lorenz-Strom) sein - mindestens, je nach Eislage. Hoffen wir das das Schiff nicht wie bei der letzten Fahrt vorher umkehr und den letzten Hafen Remousik auslaesst. Dann muessten wir uns von Sept Iles bis nach Quebec Ville durchschlagen - allerdings gibt es dort keinen Bus o.a.

Fuer alle, die es interessiert. Auf der folg. Internetseite koennt ihr unsere Fahrt durch das Eis verfolgen: http://position.desgagnes.com/rni.asp